Mutter sein und Frau bleiben

Irgendwann vor langer, langer Zeit war ich eine Frau. Ich bin mir ganz sicher. Wann sich das geändert hat? Mit meiner ersten Schwangerschaft

Mit dem ersten Kind wird alles anders

Sobald Frau auch Mutter ist, wird sie nur noch als diese gesehen. Mutter sein ist ein 24-Stunden-Job – für 7 Tage in der Woche. Pausen, Auszeiten oder gar Urlaube davon gibt es keine! Nachdem ich vier Kinder habe, ist wohl anzunehmen, dass ich gerne Mutter bin 😊. Aber eben nicht nur! Doch das habe ich erst viel später wahrgenommen, spätestens mit der Geburt des ersten Kindes bist du nicht mehr „die Birgit“, „die Nachbarin“ oder „die nette Verkäuferin“ – ab dann bist du nur noch „die Mama von Klein-Uwe“.

Spätestens in der Krabbelgruppe wird es der letzten Mutter klar

Als mein Großer noch ein Baby war, hatte ich noch die Hoffnung, dass ich bald wieder als Frau – als Birgit – wahrgenommen werde. Ok, dass danach noch drei weitere Babys kamen halfen da nicht wirklich 😉. Doch egal, wie viele Kinder du hast – spätestens in der Krabbelgruppe muss dir klar werden: Ich bin nur noch Mutter! Warst du schon mal in einer Krabbelgruppe? Die Gesprächsthemen sind total vielschichtig:

  • Was isst dein Kleiner schon?
  • Krabbelt er schon?
  • Kann er schon laufen?
  • Meiner spricht schon!
  • Der neue Spielplatz ist super!
  • Was gibt es zu essen?
  • Wie beschäftigst du deinen Kleinen?

Ok, ersatzweise darf natürlich auch von der Kleinen gesprochen werden 😉. Aber das wars dann auch schon an Auswahlmöglichkeiten. Ich habe es wirklich versucht – ich habe wirklich und ernsthaft versucht mit den jungen Müttern über andere Themen zu reden.:

  • Politik? – Ihh…
  • Arbeit? – Puh, bin ich froh, dass ich da erstmal raus bin
  • Andere Interessen? – Hmm… wenn du mich so fragst, ich stricke gerne….

Ohmmmm!

Der Rabenmutter-Effekt

Als meine Kinder dann endlich in den Kindergarten gingen, war ich bald als Rabenmutter abgestempelt. „Die traut sich echt, die Kinder den ganzen Tag in den Kindergarten zu stecken, weil sie sich selbstständig machen will“ Das „der ganze Tag“ um 15:30 Uhr endete – davon will ich jetzt mal nicht reden. Aber dass ich die „Rabenmutter“ war – mein Mann (der bis 18 Uhr arbeitete) natürlich KEIN Rabenvater, dass ärgerte mich damals wie heute.

Warum dürfen wir Frauen heute immer noch nicht, was für Männer normal ist? Stehen wir uns da selbst im Weg? Das größte Problem war meine Selbstständigkeit für die anderen Mütter! Denen war ich ein Dorn im Auge! Warum? Weil sie sich nicht trauten? Oder weil ich so anders war?

Schulalltag ist gleich Chaos in Dosen

Endlich hatte ich meine Kids in der Schule. Endlich! Äh – Stop! Das änderte alles – aber bestimmt nicht zum Bessern. Wer den Kindern 14 Wochen Ferien – den Eltern aber (mit viel Glück) nur 6 Wochen Urlaub – gegeben hat, war wohl kein Rechengenie. Wie das klappen soll, wenn beide arbeiten? Das fragen sie alle Jahre wieder alle Familien. Wer keine Omas und Opas hat – wer nicht in der Stadt lebt und dort einen Ferienbetreuungsplatz ergattert hat – wer nicht gerade im Homeoffice arbeiten kann …. der muss daheimbleiben.

Bin ich wirklich so anders?

Ich muss zugeben, mein erster Krabbelgruppenbesuch liegt nun schon 20 Jahre zurück – bei meinem letzten Versuch (vor ungefähr 10 Jahren) war es aber auch nicht besser. Auch heute – wenn ich mich mit Müttern unterhalte (deren Kinder jetzt schon in der Ausbildung sind) – haben viele von ihnen noch kein eigenes Leben. Sie sind immer noch „Mutter und Hausfrau“, eventuell mit einer Teilzeitbeschäftigung. Mehr ist aber selten! Wollen Mütter wirklich nur in ihrer eigenen, kleinen Blase leben? Wollen Mütter wirklich kein eigenes Leben führen?

Ich nicht! Ich wollte schon immer mehr sein als NUR MUTTER! Ich bin gerne Mutter, ich liebe meine Vier wirklich über alles – aber ich bin noch mehr!

Fazit: Von Gleichberechtigung weit und breit nichts in Sicht

Das bedeutet, dass wir mindestens 12 Jahre nur teilweise arbeiten können – und das wegen einem Kind! Bitte richtig verstehen! Wer gerne bei dem Kind bleiben mag, wer gerne 12 Jahre daheim ist und „nur Hausfrau und Mutter“ ist – dem sei es gegönnt. Vor allem, wenn man es sich noch leisten kann. ☹

Wobei auch ich hier in dieselbe Falle tappe: Hausfrau und Mutter? Wieso nicht Hausmann und Vater? Wer sagt, dass nur Frauen daheimbleiben können? Wie wäre es mit jeder arbeitet nur noch 75 %? Oder anderen Möglichkeiten? Weit gefehlt! Wenn die Gleichberechtigung ist und bleibt Theorie. Selbst in unseren Familien wird sie noch nicht gelebt. Oder sieht dein Mann die Hausarbeit als seine Arbeit an? Meiner nicht! Er hilft natürlich! Aber er „hilft“ eben nur.

Gibt es da draußen noch mehr Mütter, die nicht nur Mutter sein wollen?

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